Pressemitteilung 09.05.2018

Grober Regiefehler:
Bürgermeister eröffnet Diskussion zum hydrologischen Gutachten

Wie der MOZ/Märkisches Echo vom 2. Mai 2018 zu entnehmen ist, eröffnet der Bürgermeister von Fredersdorf-Vogelsdorf die Diskussion zu einem hydrologischen Gutachten für eine seit Jahrzehnten umstrittene neue Wohnsiedlung in der Niederung zwischen Fredersdorfer- und Neuenhagener Mühlenfließ (Grünzug Akazien-/Landstraße). Die Gemeindevertretung hatte am 6. Januar 2017 die Möglichkeit einer Bebauung (BP 33) beschlossen und zur Bedingung gemacht, dass als deren Folge in einem weiträumigen Gebiet keine Wasserschäden an Gebäuden und Einrichtungen ausgehen dürfen. Um das abzuklären, war ein hydrologisches Gutachten in Auftrag zu geben, worauf wir alle noch immer warten.

Am Freitag, dem 27. April 2018, verkündete nun der Bürgermeister vor der Presse, er verfüge über die Vorabinformation, dass es eine Lösung für das Wasserproblem gäbe und 2/3 des Wassers über den Elisenhofgraben nach Neuenhagen abgeleitet werden können, vorausgesetzt die Untere Wasserbehörde MOL erteile dazu dem Investor eine Genehmigung. Zugleich erklärte er, dass ihm das hydrologische Gutachten noch nicht vorliegt.

Was soll eine solche Mitteilung an die Presse? Ist dem Bürgermeister nicht bewusst, dass die angebliche „Lösung“ einen gravierenden Fehler enthält? Uns vorliegende Daten und Messungen zu Stark- und Dauerregen führen zu anderen Aussagen und darüber ist der Bürgermeister seit längerem hinreichend informiert.

Es ist in der Vergangenheit keinem Gutachten und keiner Stellungnahme gelungen, die Hydrologie am Einleitungspunkt in den Elisenhofgraben auch nur annähernd richtig zu erfassen und daraus die notwendigen Schlüsse zu ziehen. Hauptproblem vor Ort ist das Fehlen einer natürlichen Vorflut, was zum Rückstau in die Niederung führt. Bisher wurden durch die Untere Wasserbehörde MOL Einlassgenehmigungen für den Elisenhofgraben eben ohne genaue Kenntnis der Hydrologie dieses Gebietes und ohne Folgenabschätzung erteilt. Das ist Vergangenheit und kann sich heute keiner mehr leisten, denn es geht um eine ganz andere Schadensdimension. Die Niederung wird inzwischen großflächig zur Entsorgung von Niederschlagswasser (Straßen- und Parkplatzentwässerung) in den Elisenhofgraben genutzt. Deshalb ist bei Stark- und Dauerregen schon längst kein Spielraum mehr für weitere Wassereinleitungen gegeben. Die Rückstaugefahr in die Niederung ist permanent.

Es gibt also allen Grund dafür, das Gutachten, sobald es vorliegt, zunächst einer sachlichen Beratung zu unterziehen, bevor Genehmigungen erteilt werden. Wie schnell methodische Mängel eines Gutachtens zu Falschaussagen führen, ist hinreichend bekannt. Deshalb bedarf jedes Gutachten dieser Brisanz einer Sachdiskussion. Nur so lassen sich, bedingt durch Unkenntnis, grob fahrlässige Entscheidungen verhindern. Es ist abwegig, wenn der Bürgermeister lediglich vor der Presse erklärt: Aufgabe des Investors sei, eine Einlassgenehmigung einzuholen, ohne darauf hinzuweisen, dass zuvor die Daten zur hydrologischen Situation gründlich geprüft werden müssen. Und es ist unverständlich, wenn der Investor mit einem Gutachten, das vor Ort nicht geprüft ist, eine behördliche Genehmigung erlangen möchte, zumal es offenbar selbst der Bürgermeister nicht kennt. Da stimmt doch etwas nicht!

Wie kann es sein, dass ein Bürgermeister auf solche Art Kommunalpolitik macht? Wenn in seiner Denkweise Elemente der Bildung von Legenden vorkommen (vgl. Fredersdorfer Ortsblatt vom 21.04.2018), ist daher nicht ausgeschlossen, dass er auch eine Vorliebe für Regietricks hat und es dabei mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Dem wollen wir vorbeugen. Insofern macht die Verkündung des Bürgermeisters in dem MOZ-Artikel misstrauisch. Als wolle sich der Bürgermeister im Falle grob fahrlässiger Entscheidungen aufgrund eines nicht ausreichend beratenen Gutachtens aus der Verantwortung herauswinden und diese der Unteren Wasserbehörde zuschieben.